Aktuelles aus der ems - electronic media school Potsdam Babelsberg

Erkenntnisse vom Gutshof

Erkenntnisse vom Gutshof

Das Gut Boltenhof ist ein moderner Bauernhof mit regionalem gastronomischen Konzept. Die alten Ställe und das Gutshaus wurden renoviert und ausgebaut. Zu den Besuchern für einen Wochenendtrip oder Restaurantbesuch zählen eher junge Familien aus Berlin als die Nachbar*innen aus den anliegenden Dörfern.  

Um herauszufinden, in welche Richtung sich Brandenburg in Zukunft entwickeln könnte, haben wir mehrere Videocalls und Gespräche geführt. Wir saßen mit dem Besitzer Jan-Uwe Riest am Lagerfeuer, haben die Tourismusmanagerin Julia Thoms ausgefragt und Philipp Hentschel, den Mitgründer des Netzwerk Zukunftsorte, interviewt. Zusammen mit unseren eigenen Erfahrungen auf Gut Boltenhof und aus unseren Ausflügen in die Umgebung konnten wir so fünf Learnings für die mögliche Zukunft Brandenburgs entwickeln. 

  1. Export des Berliner Lebensgefühls 

Viele innovative Projekte exportieren das Berliner Lebensgefühl nach Brandenburg. So zum Beispiel auch das Gut Boltenhof: Es geht um alternative Lebensformen, biologische Landwirtschaft und Entschleunigung für digitale Nomaden. Für die Exilberliner*innen funktioniert das – aber spiegelt es die Brandenburger Lebensrealität wider? Und muss es das? Diese Frage muss geklärt werden für Brandenburg 2030! 

  1. Auch die Toleranten müssen tolerieren 

Jazzfestival oder Dorfsause? Wer entscheidet, in welche Kultur investiert wird? Auch Exilberliner*innen und Visionäre sollten in Brandenburg nicht die Kultur verschmähen, die sie vorfinden. Vielleicht gibt es 2030 eine Jazzimprovisation des neuesten Helene-Fischer-Songs.  

  1. Nachhaltige Ortsentwicklung statt Naherholungsgebiet 

Mit Zweitwohnsitzen und Wochenendhäuschen lässt sich das Brandenburg der Zukunft nicht gestalten. Wir müssen Abstand nehmen vom Bild “Brandenburg als Naherholungsgebiet” und stattdessen in nachhaltige Ortsentwicklung investieren. Brandenburg muss als Dauerwohnsitz attraktiv werden. Dafür braucht es Anbindung und Angebote vor Ort.  

  1. Es wird B gedacht, bevor A gemacht ist 

Interessante Orte für digitale Nomaden zu schaffen, kann Brandenburg attraktiv machen. Damit die Kreativen und auch die junge Bevölkerung langfristig vor Ort bleiben, muss auch die entsprechende Infrastruktur gegeben sein. Wenn die Webdesignerin in Brandenburg an der 50 Mbit/s Lan-Leitung hängt, driften Vorstellung und Realität schneller auseinander, als man 4G sagen kann.  

  1. Veränderung braucht Zeit  

Egal, wie Brandenburg in Zukunft aussehen wird, Veränderung braucht Zeit. In unserer Gegenwart, in der gefühlt alles immer schneller und unübersichtlicher wird, hat es keinen Sinn, Wandel und Veränderung erzwingen zu wollen. Die Zukunft werden wir sowieso nie erreichen –  begehen wir den Weg dahin lieber mit Weile als Eile. So gibt es auch die Chance, mehr Menschen mitzunehmen als zurückzulassen.